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Wie mobil arbeitet der Fläming? Ergebnisse unserer Arbeitgeberumfrage

02.09.2021

Welche Bedeutung haben mobile Arbeitsmodelle wie das Homeoffice für Arbeitgeber im Fläming und welche Zukunftsperspektiven sehen sie für die Region? Dies waren die Leitfragen unserer nicht-repräsentativen Arbeitgeber-Umfrage: “Wie mobil arbeitet der Fläming?”, die wir von Februar bis Mai 2021 in der Region durchgeführt haben.  

Insgesamt wurden 518 Arbeitgeber von per Email zur Teilnahme an der Online-Umfrage eingeladen. Die Umfrage umfasste Fragen zur aktuellen Relevanz des mobilen Arbeitens für den Arbeitgeber, zu seiner Beurteilung dieser Arbeitsweise und ihrer Zukunfsfähigkeit sowie zum Arbeitgeber selbst (Beschäftigungsgröße, Branche…). 

28 Arbeitgeber nahmen an der Online-Umfrage teil. Die Rücklaufquote liegt damit deutlich unter den für solche Umfragen erwartbaren 10 Prozent. Mit sechs der 28 Teilnehmenden führten wir zusätzlich qualitative Interviews. 

Von den 28 Umfrageteilnehmenden, bildeten Kleinstunternehmen und -organisationen (11) mit bis zu neun Beschäftigten den größten Anteil. Zweitgrößte Gruppe (8) waren Arbeitgeber mit über 100 Beschäftigten. Ihnen folgten Arbeitgeber mit 10 bis 49 Beschäftigten (6). Das Schlusslicht bildeten Arbeitgeber mit 50 bis 100 Beschäftigten (3).

Die Teilnehmenden deckten drei von acht Branchen ab: Der größte Anteil kam aus der öffentlichen Verwaltung, es folgten Handwerk und produzierenden Gewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.

Die vollständige Auswertung der Umfrage können Sie sich hier als PDF herunterladen.

Zusammenfassung der Umfrage-Ergebnisse

Von den 28 befragten Arbeitgebern gaben 79 Prozent an, ihren Mitarbeitenden mobiles Arbeiten zu ermöglichen und bestätigten gleichzeitig, dass diese Arbeitsform im Zuge der Corona-Pandemie für sie relevanter geworden ist. 

Während die Mehrheit der Arbeitgeber (68 Prozent) vor der Krise keinen oder nur ausgewählten Mitarbeitenden mobiles Arbeiten anbot, sank deren Anteil während des ersten Lockdowns (März-Juni 2020) auf 29 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die mindestens der Hälfte oder sogar der gesamten Belegschaft mobiles Arbeiten ermöglichen von 14 auf 50 Prozent. Auch die Häufigkeit, mit der diese Arbeitsform zum Einsatz kam, hat sich während des ersten Lockdowns mehr als verdoppelt. 

Beide Werte nahmen im Herbst 2020 nach dem ersten Lockdown zwar wieder ab, kehrten jedoch nicht zum alten Status Quo zurück. Die Umfrage zeigte zudem: Mobiles Arbeiten wurde dort angeboten, wo Bürotätigkeiten oder administrative Aufgaben im Vordergrund stehen. 

Über 81 Prozent der befragten Arbeitgeber zeigten sich insgesamt zufrieden mit dem Homeoffice und der mobilen Arbeitsweise. Dieser hohe Anteil deckt sich mit den Umfrageergebnissen aus unserer im Herbst 2020 durchgeführten Arbeitnehmer-Umfrage “Unser Arbeitsalltag in Zeiten von Corona”. Auch im Hinblick auf die Vorteile von mobilem Arbeiten lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen. Die wegfallenden Pendelzeiten werden in beiden Umfragen als häufigster Grund für eine positive Bewertung mobiler Arbeitsformen genannt. Arbeitgeber bestätigten ebenfalls eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die neuen Möglichkeiten, die flexible Arbeitsformen bieten, wie die leichtere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine verbesserte Work-Life-Balance. 

Eher kritisch sahen 57 Prozent der Arbeitgeber die fehlende Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatem im Homeoffice, 50 Prozent sahen Probleme bei der internen Kommunikation und 43 Prozent nannten die rechtlichen Unsicherheiten als Hürde. In den Interviews wurde zusätzlich häufig der Umgang mit sensiblen Daten sowie das nicht ausreichende technische Equipment als Problem angeführt.

72 Prozent – also eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden Arbeitgeber, die mobiles Arbeiten anbieten können und dies auch bereits tun – haben ein Interesse daran, ortsflexible Arbeitsmodelle dauerhaft einzuführen und zu verbessern. Die Restlichen zögern noch (13,6 Prozent) oder haben kein Interesse mehr (13,6 Prozent). 

Die ländlichen Regionen stehen noch am Anfang

Die Rücklaufquote unserer Umfrage legt nahe, dass sich noch immer nur wenige Arbeitgeber im Fläming vom Thema ‘mobiles Arbeiten’ angesprochen fühlen. Eine Erklärung könnte sein, dass mobiles Arbeiten und Homeoffice nach wie vor städtische Phänomene sind. 

Dies bestätigt eine Studie des CESifo von April 2020, in der bundesweit Deutschlands Homeoffice-Kapazitäten untersucht und ausgewertet wurden. Es zeigt sich, dass sich die meisten Homeoffice-kompatiblen Jobs nach wie vor in Städten befinden. Auch die Homeoffice-Arbeitenden leben vorwiegend in Großstädten und in ihrem hoch verdichteten Umland, sprich in den Speckgürtelregionen. 

Peripher gelegene ländliche Räume wie der Fläming liegen hier in der Statistik deutlich hinten. Schaut man sich zusätzlich die Arbeitgeber- und Unternehmenslandschaft der Region an – überwiegend kleine und mittelständische Betriebe des Handwerks und des Dienstleistungsgewerbes – wird recht schnell klar, warum mobiles Arbeiten und Homeoffice im Fläming bisher nur wenig Relevanz hat. 

Eine offene Haltung hilft bei der Umstellung

Ein größerer, überregional tätiger Arbeitgeber gab im Interview an, sich bereits vor der Pandemie zum papierlosen Büro digitalisiert und mobiles Arbeiten, darunter auch Coworking-Angebote für die Mitarbeitenden, in die Unternehmensorganisation integriert zu haben. Entsprechend resilient zeigte er sich auch während der Corona-Krise. 

Im Vergleich dazu waren die meisten anderen Arbeitgeber erst durch die Pandemie veranlasst worden, auf diese neue Arbeitsweise zurückzugreifen. Die Umstellung wurde von ihnen unterschiedlich gemeistert und wahrgenommen. Deutlich wurde in unseren Gesprächen aber, dass eine offene Haltung der Führungskräfte und Mitarbeitenden gegenüber Veränderung und eine gelebte Vertrauenskultur im Unternehmen für einen erfolgreichen Übergang ins Homeoffice und in die digitale Zusammenarbeit mit ausschlaggebend war. 

Vielfältige Handlungsbedarfe – der nächste Schritt ist hybrid

Die Gespräche mit den Arbeitgebern haben insgesamt eine positive Grundstimmung gegenüber Homeoffice und mobilem Arbeiten bestätigt. Gleichzeitig zeigten sie aber auch vielfältige Handlungsbedarfe auf. Damit Arbeitgeber einen weiteren Schritt Richtung Homeoffice und mobilem Arbeiten gehen können, bedarf es zukünftig Strategien, die unter anderem den Arbeits- und Gesundheitsschutz, Datensicherheit und Datenschutz und eine papierlose Arbeitsorganisation durch die Umstellung auf ein digitales Büro umfassen. Des Weiteren benötigen sie Unterstützung in Bereichen wie digitale Teamführung und interne Kommunikation, Selbstorganisation der Mitarbeitenden sowie bei den rechtlichen Rahmenbedingungen. Deutlich wurde auch, dass hybride Arbeitsmodelle – also eine Kombination aus Homeoffice und Büropräsenz – für die Arbeitgeber mittelfristige der nächste Schritt sein könnte.

Es zeigt sich, wer mobiles Arbeiten einsetzen konnte und gute Erfahrungen damit gemacht hat, möchte diese Arbeitsweise auch in Zukunft stärker etablieren.

Die Implementierung ortsflexibler Arbeitsmodelle ist jedoch kein Selbstläufer und erfordert eine neue Arbeitsorganisation und betriebsindividuelle Regelungen zur Gestaltung mobiler Arbeit. Diesen Herausforderungen sehen sich auch ländliche Arbeitgeber derzeit gegenübergestellt. 

Die vollständige Auswertung der Umfrage können Sie sich hier als PDF herunterladen.

Herzlichen Dank an alle, die sich für unsere Umfrage und Interviews Zeit genommen haben. 


Quellen: 

Jean-Victor Alipour, Oliver Falck, Simone Schüller (2020): Germany’s Capacity to Work from Home.

Neuland21 e. V. (2021): Umfrageergebnisse: Unser Arbeitsalltag im Fläming in Zeiten von Corona.